Oft wird die Traditionell Chinesische Medizin gleichgesetzt mit Akupunktur. Zur Traditionell Chinesischen Medizin (TCM) zählen außer Akupunktur auch Kräuterkunde, Diätetik, Bewegungs- und Atemtherapie. Eine Behandlung erfolgt vorwiegend durch Kombination dieser Bereiche. Nur ein Drittel der Patienten wird in China ausschließlich mit Akupunktur behandelt. Die Traditionell Chinesische Veterinärmedizin wird als TCVM bezeichnet.
Was bedeutet der Begriff Akupunktur?Der Begriff Akupunktur wird von den lateinischen Bezeichnungen acus = die Nadel und pungere = stechen abgeleitet. In China wird diese Heilmethode seit Jahrtausenden unter der Bezeichnung Zhen-Jiu, d.h. Stechen und Brennen angewendet."Zhen" stellt die Behandlung von Erkrankungen mit Hilfe von Metall-, Silber- oder Goldnadeln dar. Diese werden in ausgewählte Hautareale (Akupunkturpunkte) gestochen."Jiu" kennzeichnet eine gezielte Energie- und Wärmezufuhr auf Akupunkturpunkte. Auf die Akupunkturnadeln wird Moxakraut aufgesetzt und angezündet. Das Kraut besteht aus getrockneten Beifußblättern (Artemesia vulgaris). Diese Behandlungsform ist als Moxibustion bekannt.
Akupunktur und chinesische Medizin - Gibt es da Unterschiede?Die Traditionell Chinesische Medizin (TCM) besteht nicht allein aus Akupunktur, sondern setzt sich aus drei Teilbereichen zusammen. Allen Bereichen liegt als theoretisches Fundament die chinesische Lehre von Yin, Yang und Qi zugrunde.Die Phytotherapie: Die Kräuter- und Pflanzenheilkunde hat lange Tradition in China und ist ein überaus wichtiger Teil der TCM. Sie wird zur Vorbeugung und zur Behandlung von Erkrankungen eingesetzt. Das Erlernen der Phytotherapie ist aufwändig und intensiv, da bei falscher Zusammensetzung und Dosierung der Pflanzen negative Wirkungen auftreten können.Die Diätetik, Bewegungs- und Atemtherapie: In China werden zu jeder Behandlung bestimmte körperliche Übungen verordnet, die dem Qi-Gong entsprechen. Diese Bewegungsabläufe normalisieren z.B. die Herzfrequenz oder verbessern einen Bewegungsablauf. Diätfütterung findet z.B. bei Pferden mit wiederholt auftretenden Koliken oder bei Pferden mit Hautallergien Anwendung.Die Akupunktur: In Asien werden ca. 40% der Erkrankungen allein mit Akupunktur behandelt. Meistens erfolgt eine Kombination aller drei Therapiebereiche.
Was sind die Hauptanwendungsgebiete der Akupunktur?Erkrankungen des Bewegungsapparates‚ Rückenverspannungen und -schmerzen, Lahmheiten‚ Widersetzlichkeiten gegen Reiterhilfen
Funktionelle und vegetative Störungen, chronische Atemwegserkrankungen, chronischer Durchfall, Kolikneigung, Sommerekzem‚ Saisonaler Leistungsabfall‚ Fressunlust, Headshaker-Syndrom‚ Gynäkologische Probleme bei der Stute: Unfruchtbarkeit, Komplikationen bei der Geburt, Abort und beim Hengst: Deckunlust und verminderte Samenqualität.
Die Wirkung der Akupunktur aus traditionell chinesischer Sicht Die Akupunktur gehört zu den so genannten Regulationstherapien. In der chinesischen Vorstellung bedeutet Krankheit eine Störung im energetischen Gleichgewicht des Organismus. Die Aufgabe der Akupunktur besteht im Lösen und Abbauen dieser Ungleichgewichte und Energiestauungen, mit dem Ziel der Heilung des Tieres. Dabei wird nicht zwischen Psyche und körperlichem Gebrechen unterschieden, sondern aus ganzheitlicher Sicht beide Komponenten zur Diagnosefindung benötigt. Als Ursache für Energieblockaden kommen Faktoren wie äußere Gewaltanwendung, Überanstrengung, Fehlbelastung, mangelnde Bewegung, neurale Faktoren u.a. in Frage. Werden solche Energiestauungen über längere Zeit nicht erkannt und nicht behoben, können sich pathologisch-anatomische Veränderungen wie z.B. Arthrosen entwickeln. Der Einsatz der Akupunktur kann nur erfolgreich verlaufen, wenn zur Diagnosestellung traditionell chinesische Begriffe wie Yin, Yang, Qi, und die 5 Wandlungsphasen erlernt und korrekt eingesetzt werden. Wie in der Schulmedizin gibt es einen "vorgegebenen" Untersuchungsablauf , der bei jedem Patienten vollständig durchgeführt werden muss.
Etwa 2000 v. Chr. entstand das älteste und bedeutendste Buch‚ Huang-di Neijing oder auch Innere Klassiker des gelben Fürsten. In diesem Buch stellt der gelbe Kaiser Fragen zur Krankheitsbehandlung am Menschen. Sein Leibarzt antwortet und legt mit dieser Beschreibung der Traditionell Chinesischen Medizin die Grundlage für das nachfolgende Schrifttum. Alle folgenden Bücher beziehen sich auf diese Grundlage, diskutieren und erweitern sie. In China wurde das Pferd als Kriegsgefährte hoch geschätzt. Um in Kriegen zu siegen, war man bestrebt, seine Gesundheit zu erhalten und seine Leistung zu fördern. Die Pferdebehandlung erfolgte durch so genannte Pferdepriester oder Pferdebeschwörer. Diese Behandlungstechniken wurden von den Meistern nur an auserwählte Schüler weitergegeben, die sich zur Geheimhaltung verpflichteten. Während der Tang Dynastie (900-600 v. Chr.) erfolgten die ersten Einrichtungen von Tierärztlichen Lehranstalten und Tierärztlichen Apotheken. Die Verbreitung der Akupunktur im Altertum geschah über Handelswege durch zeichnerische Darstellungen von akupunktierten Tieren auf Palmblättern. In den letzten zehn Jahren ist das Interesse an Akupunktur in der Tiermedizin immer deutlicher geworden.Die naturwissenschaftlichen Grundlagen zur Wirkungsweise der Akupunktur
Die von Melzack and Wall (1965) aufgestellte Gate-Control-Theory konnte nicht aufrechterhalten werden. Heute geht man von der Annahme aus (Stux und Pomeranz 1988), dass die schmerzlindernde Wirkung der Akupunktur auf drei Wirkungsebenen abläuft:
Aktivierung von Neuronen durch Stimulation der Akupunkturpunkte und Weiterleitung durch myelinisierte Nervenfasern zum Rückenmark. Dort segmentale Hemmung der Schmerzreize durch die körpereigenen Opiate Enkephalin und Dynorphin.
Im Mittelhirn erfolgt durch Enkephalin im Nucleus Raphe und Periquäduktalem Grau eine Umschaltung und absteigende Hemmung der Hinterhornzellen über Nichtopiate, die Monoamine.
Die dritte Ebene stellen die Kerngebiete des Hypothalamus dar. Dort kommt es zu einer Beta-Endorphinausschüttung. Weitere Wirkungen der Akupunktur, die klinisch beschrieben, aber deren Wirkmechanismen noch nicht völlig aufgeklärt werden konnten, sind z.B. Immunstimulation, Einfluss auf gestörte Sinnesorgane, Hauterkrankungen, psychische Beeinflussung.
Die WHO hat eine Liste von Erkrankungen erstellt, bei denen Akupunktur wirkungsvoll einzusetzen ist.
Homöopathische Lösungen können in die Akupunkturpunkte injiziert werden. Beide Heilverfahren ergänzen sich gut.
Wie verbindet man Akupunktur und Physiotherapie?Die Physiotherapie behandelt lokalisierte Probleme im Bewegungsapparat. Die Akupunktur wirkt umfassender und kann Schmerzen reduzieren, so dass der Physiotherapeut einfacher und erfolgreicher an der Bewegungsstörung arbeiten kann. Die Physiotherapie muss häufiger als die Akupunktur angewendet werden. Besonders in der Rehabilitation nach Verletzungen beim Pferd ist eine Kombination optimal.
Wie verbindet man Osteopathie und Akupunktur?Liegt eine osteopathische Läsion vor und führt zu einer Bewegungseinschränkung, sollte die Akupunktur nach der osteopathischen Behandlung angewendet werden, um ein erneutes Auftreten der Blockade zu verhindern.
Bei welchen Erkrankungen des Pferdes kann Akupunktur angewendet werden?Die Akupunktur therapiert beim Pferd Schmerzen aller Art, besonders im Bewegungsapparat. Außerdem wird der Bereich der chronischen inneren Erkrankungen durch Akupunktur behandelt. In der Traditionell Chinesischen Medizin betrachtet man psychische Probleme und körperliche Erkrankungen nicht getrennt und kann dadurch psychische Auffälligkeiten mit Akupunktur behandeln. Wichtig: Voraussetzung einer Akupunkturbehandlung ist das Vorliegen einer westlich-medizinischen Diagnose. Beispiel: Natürlich treten bei einem Pferd mit einem Schmerzproblem an beiden Vorderbeinen, ohne klar erkennbare Lahmheit, Rückenschmerzen auf. Die Behandlung des Rückens stellt in diesem Fall das sekundäre Problem dar. Zuerst müssen die schmerzenden Vorderbeine behandelt werden. Anschließend wird der Rücken mit Akupunktur behandelt. Deshalb sollte über eine schulmedizinische Diagnose die Ursache abgeklärt werden. Zusätzlich erfolgt eine chinesische Diagnose, dann kann kann man entscheiden, welche Therapieform man anwendet, oder ob man beide kombiniert.
Wer kann Akupressur am Pferd anwenden?Akupressur kann der Laie anwenden. Die Behandlung in der Akupressur besteht in der Massage einzelner Akupunkturpunkte. Da die Traditionell Chinesische Medizin eine Erfahrungsmedizin ist, benötigt man Geduld, Zeit und Anleitung, um ausreichende Kenntnisse in dieser Heilmethode zu erlangen.Die theoretischen Grundlagen sind in der Akupressur und Akupunktur gleich, aber die Akupunktur ist wesentlich intensiver als die Akupressur und kann Erkrankungen heilen. Leichte Schmerzzustände und die Psyche der Pferde können auch durch Akupressur positiv beeinflusst werden. Die Akupressur kann zwar nicht heilen, stellt aber eine optimale Ergänzung und Unterstützung der Akupunktur dar.
An wen wende ich mich, wenn mein Pferd akupunktiert werden soll?Die genauen Kenntnisse der Bedeutung der chinesischen Begriffe in der Akupunktur und ihre Anwendung sind die Grundlage einer erfolgreichen Therapie am Pferd. Deshalb sollte die Akupunktur immer von einem Tierarzt durchgeführt werden, der sich in der Schulmedizin auskennt und eine zusätzliche Akupunkturausbildung aufweist. Die Adressen kann jedermann über die zuständigen Tierärztekammern der Bundesländer erfahren.
Gibt es Nebenwirkungen und Grenzen der Akupunktur?Der Anwendung der Akupunktur sind immer dann Grenzen gesetzt, wenn mechanische Blockaden vorliegen oder irreparable Veränderungen an Organen vorliegen.Nebenwirkungen sind bei einer korrekt ausgeführten Akupunktur selten. Da die Akupunktur Erkrankungen heilen kann, können bei unsachgemäßer und falscher Behandlung Nebenwirkungen und Verschlechterungen der Erkrankung auftreten.
Kann Akupunktur schmerzhaft sein?Das Setzen der Nadeln in die Akupunkturpunkte ist im Allgemeinen nicht schmerzhaft, jedoch sind manche Pferde sehr hautsensibel und reagieren mit Hautzittern und Nervosität auf die in der Haut steckenden Nadeln. Allgemein werden die Pferde mit zunehmender Behandlungsdauer und -wiederholung ruhiger und vertrauensvoller.
Was sind Meridiane?Die chinesische Medizin kennt ein System von Energieleitbahnen, die so genannten Meridiane, die wie ein Netzwerk den Körper des Pferdes überziehen.Neben 12 paarigen Hauptmeridianen, gibt es acht außerordentliche Meridiane. Von den letzteren sind besonders der Ren Mai, das Konzeptionsgefäß und der Du Mai, das Lenkergefäß, wichtig. Nach der traditionell chinesischen Vorstellung fließt in den Meridianen eine Energieform, genannt Qi.
Wie in einem Flussbett der Wasserstrom veränderlich ist, kann sich der Energiefluss ändern. Energiestauungen innerhalb des Meridiansystems verursachen Schmerzen, die sich, und das ist wichtig zu wissen, z.B. in Muskelverspannungen, Rückenschmerzen, Lahmheiten oder, besonders beim Pferd, in Widersetzlichkeiten gegen den Reiter darstellen können.
Die Akupunkturbehandlung erfolgt mit Nadeln, die in besondere Hautareale beim Pferd, die Akupunkturpunkte gestochen werden.
Diese Punkte lassen sich nachweisen, da ihre elektrische Leitfähigkeit stark erhöht und ihr Hautwiderstand verringert ist. Die Akupunkturpunkte liegen größtenteils auf Leitbahnen, den so genannten Meridianen, die wie ein Flusssystem den Körper durchziehen.
Die Akupunkturnadeln bestehen aus Stahl, Silber oder Gold. Beim Pferd verwendet man unterschiedliche Längen von 2 cm bis 20 cm.
Akupunktur als begleitende Maßnahme im Training und Wettkampf: Bei der Akupunkturbehandlung eines Turnierpferdes unterscheidet man die begleitende Behandlung während der Turniersaison und die akute Krankheitstherapie. Die Akupunkturbehandlung kann das Sportpferd während der Saison begleiten, indem der Reiter das Pferd in kurzen Zeitintervallen zur Untersuchung vorstellt. Die Untersuchungsintervalle variieren zwischen 14 Tagen und 6 Wochen. Findet der Akupunkteur keinen Hinweis auf eine Störung, wird er keine Akupunktur durchführen. Anderseits können bei dieser Kontrolle z.B. schon leichte Muskelverspannungen festgestellt und behoben werden, bevor schwerwiegendere Folgeprobleme auftreten. Entstehen während eines Turnierablaufes akute Probleme, z.B. eine Rückenmuskelverspannung des Pferdes, sollte es sofort vor Ort oder am nächsten Tag behandelt werden. Die Akupunktur ist dopingfrei und kennt keine Wartezeiten. Um das Immunsystem zu stärken und die Infektionsanfälligkeit zu reduzieren, werden Turnierpferde vor längeren Transporten akupunktiert.
Akupunkturbehandlung bei inneren Erkrankungen: Die Akupunktur kann zur Behandlung von funktionellen und vegetativen Störungen eingesetzt werden. Chronische rezidivierende Bronchitis beim Pferd: Dies sind Pferde, die wiederholt eine Atemwegserkrankung durchgemacht haben und vermehrt Sekretansammlungen in den Bronchien aufweisen. Auch Pferde, die wiederholt zur gleichen Jahreszeit erkranken und leistungsschwache Pferde, die schlechte Blutgaswerte aufzeigen, ohne Husten und Sekretproduktion, sprechen auf die Akupunkturbehandlung an. Asthmatische Pferde, die häufig eine allergische Komponente aufweisen, werden ebenfalls mit Akupunktur behandelt.
Probleme im Verdauungsapparat: Pferde mit chronischem Durchfall oder Kolikanfälligkeit gehören in diese Behandlungsgruppe, ebenso Pferde mit Fressunlust, obwohl Zähne und alle anderen Untersuchungen keine Besonderheiten aufweisen.
Fortpflanzung: Alle gynäkologischen Beschwerden, z.B. Wehenschwäche und Geburtsprobleme, Rosseauffälligkeiten der Stute und Fertilisationsstörungen sprechen gut auf die Akupunktur an.
Hauterkrankungen und neurologische Auffälligkeiten: Headshaker gehören zum Behandlungsspektrum der Akupunktur. Der Themenkreis des Sommerekzems zeigt sehr unterschiedliche Erfolge. Die Therapie neurologischer Auffälligkeiten wird zusammen mit der Schulmedizin abgesprochen und eingesetzt. Hauterkrankungen erfordern eine präzise Abklärung der Ursachen, sie sprechen teilweise sehr gut auf Akupunktur an.
Psychische Probleme bei Pferden: Verhaltensauffälligkeiten, wie extreme Angstzustände, Verladeangst oder Aggression, etc. können durch Akupunktur gut beeinflusst werden.
Akupunkturbehandlung bei Lahmheiten: Lahmheiten, deren Ursache und Lokalisation schulmedizinisch nicht erfasst werden kann und Lahmheiten aus den oberen Gliedmaßenbereichen, können erfolgreich mit Akupunktur behandelt werden. Lahmheiten, deren Ursache eine Gelenksentzündung darstellt, müssen zuerst eine konventionelle Gelenksbehandlung erfahren und nachfolgend sollte eine Akupunktur zur Herstellung der physiologischen Muskel- und Bänderfunktionen durchgeführt werden. Lahmheiten, die eine chirurgische Versorgung benötigen und eine Ruhigstellung des Pferdes erfordern, können durch Akupunktur in der Trainingsaufbauphase hilfreich unterstützt werden.
Akupunkturbehandlung bei Rückenschmerzen: Akupunktur kann bei allen Arten von Rückenschmerzen und den dazugehörigen Lahmheiten beim Pferd angewendet werden. Zum Beispiel sprechen Pferde, die durch starke Anstrengung Muskelverspannungen aufweisen und dadurch im Rücken nicht durchschwingen können oder Lahmheiten aufweisen, hervorragend auf die Akupunktur an. Dazu gehören auch Widersetzlichkeiten des Pferdes während des Reitens und gegen den Reiter, die durch Schmerz hervorgerufen werden.
Akupunkturbehandlung als Schmerztherapie: Die Akupunktur behandelt schmerzhafte Erkrankungen des Bewegungsapparates.